Manche machen ständig ein Fass auf und haben gar keinen Durst.
Manche machen ständig ein Fass auf und haben gar keinen Durst.
Beim 28. Wortbeflügler stellt sich wieder ein Gedicht euren Flügeln. Natürlich bleiben die ausgesprochen lockeren Richtlinien zur Teilnahme dieselben.
Mich hat der Regen am Wochenende zu einem neuen Ansatz für eure Flügel beflügelt.
Los geht’s:
Den Durst ertränken
Des Himmels Ströme, die ertränken
dort draußen langsam Wies’ und Feld,
ich sitz hier drinnen, bin am denken,
mich dürstet nach der Außenwelt.Nun prüf ich meine Regensachen,
geh ich ins Freie, bleib ich hier?
Will gegen meinen Durst was machen
und öffne mir ’ne Flasche Bier.© Valentiner
Ich freue mich auf eure Flügel!
Hallo zusammen, hier brüllt wieder euer Lev Leo!
Endlich! Ihr habt mich sicher schon vermisst. Aber ihr könnt mir glauben, mir ging es noch schlimmer. Wenn ich sagen würde, ich war verhindert, wäre das noch geschmeichelt.
Wie euch Pfleger Valentin ja schon erzählt hat, sind wir umgezogen. Mann, ging mir das auf den Keks, das ganze Geräume und so. Das war einfach nichts für mich. Ich muss zugeben, im Nachhinein gesehen hatte ich bis dahin bei Pfleger Valentin ein gutes Leben gehabt. Aber das wurde mir dann zu viel.
Also habe ich einen Platz gesucht, um dem ganzen Trara zu entkommen. Standen ja genug Kisten rum. Da bin ich dann wohl eingeschlafen. Und als ich aufwachte …
Ich war vollständig unter irgendwelchem Kram begraben. Ja, ihr habt richtig gelesen. In der Kiste begraben! Alles war dunkel und ich ganz allein!
Aber ein Löwe gibt selbst im Angesicht des Todes nicht auf. Also habe ich gekämpft. Stück für Stück habe ich mich nach oben gearbeitet. Durstig und hungrig, mit den Kräften fast am Ende und dem Wahnsinn nahe. Das Einzige, was einen am Leben hält: Man sucht nach einem kleinen Lichtstrahl.
Ja, ich bin noch immer süchtig nach Licht. Doch ich habe es geschafft. Vor zwei Tagen, als schon keine Hoffnung mehr bestand, erblickte ich mit zerzauster Mähne wieder das Licht der Welt. In der neuen Wohnung! Aber dafür hatte ich erst einmal kein Auge.
Ich habe noch ein anderes Licht gesucht. Das im Kühlschrank. Glücklicherweise hat Pfleger Valentin kein Foto davon gemacht, wie ich mich durch selbigen durchgefressen habe. Das wäre mir peinlich, denn ich habe vor lauter Hunger sogar in eine Möhre gebissen.
Wenn man sich anschaut, was der Wirt im folgenden Text so alles plappert, muss man sich nicht wundern, dass da ein Wort abhanden gekommen ist. Wisst ihr, welches?
Kaum hatte er ausgesprochen, kam ein Ling aus dem Nachbarraum, vermutlich der Küche, einen Krug in der Hand. Tina glaubte zu sehen, dass in seine Augen ein Strahlen trat, als er die Neuankömmlinge sah.
„Nur einen Moment, bitte, ich bin gleich zu Ihren Diensten, einen kleinen Moment noch, nur einen Moment.“ Der Wirt plapperte weiter, während er den Lingen den Krug brachte, so als habe er Angst, er könne sonst seine neuen Kunden verlieren. Sofort nachdem er den Krug abgestellt hatte, lief er auf die Gruppe zu und fragte: „Wie kann ich Ihnen behilflich sein, werte Damen und Herren? Haben Sie Hunger oder Durst? Vielleicht auch beides? Ich habe außerdem gute Zimmer, falls Sie übernachten wollen. Extra Zimmer, die auch ein Magier bequem bewohnen kann. Auch die Betten sind groß genug. Bei mir findet sich für jeden was. Und meine Küche ist nicht die schlechteste, heißt es.“
„Wir nehmen lieber die Betten in den Zimmern als die in der Küche“, antwortete Tamino schmunzelnd.
„Oh nein, werter Herr, so hatte ich das nicht gemeint. Natürlich muss bei mir niemand in der Küche schlafen. Dort werden nur Speisen bereitet. Speisen – und das wollte ich damit sagen – die allgemein einen guten Ruf genießen. Die Betten dagegen stehen in den Zimmern, wo sie ja auch hingehören. Sie genießen deswegen übrigens keinen schlechteren Ruf als die Küche, also die Speisen aus der Küche. Ich hoffe, ich habe mich nun verständlicher ausgedrückt. Sie wollten also in die ____?“
Seine Nachbarin vergaß, ihn zu grüßen, als sie den Rucksack sah. „Was wollen Sie denn damit?“
„Was man nun einmal mit einem Rucksack will“, antwortete Sebald Sesshaft in rüdem Ton. Natürlich wusste er, worauf Frau Nebenan hinauswollte. In der ganzen langen Zeit, in der er nun Tür an Tür mit ihr wohnte, hatte er nicht eine einzige Reise unternommen. Nicht einmal einen Wochenendtrip. Abenteuer und andere Länder kannte er nur aus Büchern und den seltenen Stunden, in denen er vor dem Fernseher entspannte.
Doch genau erinnerte er sich an die Worte Susis. Sie sei ihm durchaus zugeneigt, doch gewünscht habe sie sich immer einen weltgewandten Mann, der von Reisen zu berichten wüsste, der bereit sei, Risiken einzugehen, und den Abenteuer nicht schreckten. Er dagegen sei seinen Lebtag nicht aus Winzstadt herausgekommen und habe noch nichts von der Welt gesehen.
Und so überraschte er nun nicht nur Frau Nebenan mit seinem neuen Rucksack, auch für ihn selbst war sein Tatendrang von novellistischer Natur.
Doch hielt er daran fest, gab Arbeit und Wohnung auf, um die Welt zu bereisen. Nur er und sein Rucksack. In asiatischen Steppen kämpfte er gegen den Durst, in afrikanischen Dschungeln gegen das Fieber und im amerikanischen Westen gegen Grizzlys. Keine Gefahr hielt ihn ab, wenn es auch meist eher das Glück war, das ihn am Leben hielt. Nur ein Gedanke trieb ihn voran, derselbe, der ihn schließlich wieder nach Hause führte. Der Gedanke an seine Susi Süßkind.
Doch der Heimkehrer fand ihren Namen nicht an der Tür, denn eine Susi Süßkind gab es nicht mehr: Susanne, die nun Suchnicht hieß, hatte nie auf ihn gewartet.
So blieb Sebald Sesshaft nur sein Rucksack.
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