Tandem der Woche ist ein gemeinsames Projekt von Claudia und mir. Montag ist Tandem-Tag, jede Woche gibt es ein Fundstück zu entdecken, sei es ein Bild, ein Zitat, ein Video oder ein Song, zu dem wir unabhängig voneinander jeder einen kurzen Text schreiben werden.

© Claudia Toman
Die Klara, die man kennt als Möwe
mit einem roten Fleck am Schnabel,
die fühlt sich mächtig wie ein Löwe,
so stark und schön und respektabel.
Doch wenn sie hoch am Himmel schwebt,
so frei im Wind, so elegant,
wie man als Vogel eben lebt,
erkennt sie niemand, der vom Land
aus seinen Blick nach oben wendet,
dort, wo nicht nur die Klara kreist,
und Sonne, nicht die Klara blendet,
die schmollend dem aufs Haupte scheißt.
So stellt sie sich auf einen Stein
mit stolzer Brust und edler Miene,
bewundert wie ein Engelein,
so hofft sie, doch die Pinguine,
die auf diesem Felsen wohnen,
die schenken ihr Beachtung nicht,
sie tun, als würd’ es sich nicht lohnen.
„Hey, Möwe, geh uns aus dem Licht!“
Doch Karla sieht die Flügellosen
und denkt bei sich: „Nur nicht verzagen,
ich muss wohl etwas mehr noch posen.“
Beginnt nun mit dem Flügelschlagen.
Sie kann sich dabei kaum noch zügeln,
will endlich mehr Beachtung kriegen.
Wer heftig flattert mit den Flügeln,
der irgendwann beginnt zu fliegen.
Die Pinguine lachen, kreischen:
„Guten Flug, dem Himmelsboten!“
Karla konnte nichts erreichen,
kann nur noch auf die Lacher koten.

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