See
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Der alte Mann traf sie unglücklich an. Doch die Höflichkeit gebot es, ihm den Platz neben ihr nicht zu verwehren. So saßen sie eine Weile schweigend beieinander auf der Parkbank und blickten auf den See. So still war der alte Mann, dass sie ihn beinahe vergessen hatte.
„Du schaust die Enten nicht.“
Überrascht sah sie ihn an. Er hatte den Kopf nicht gewendet.
„Was meinen Sie damit?“, fragte sie ihn.
„Dein Blick ist nach innen gerichtet wie bei einer, die große Sorgen hat. So aber bist du blind für die Welt.“
„Was geht dich mein Blick an, alter Mann?“ Noch im selben Moment taten ihr die aufbrausenden Worte leid und sie wollte sich entschuldigen, doch der Mann kam ihr zuvor.
„Dich geht er an.“
„Ich bitte um Entschuldigung, aber ich habe ein Problem und weiß nicht, wie ich es lösen kann.“
Nun schaute er sie an und sie glaubte, einen verschmitzten Ausdruck in seinen Augen zu sehen, als er fragte: „Wie kann eine junge Frau von solcher Schönheit ein Problem in Liebesdingen haben?“
Sie starrte ihn an, hatte sie doch von der Liebe kein Wort gesagt. Doch sein Lächeln ließ sie Vertrauen fassen. „Ich lerne viele Männer kennen, das fällt mir in der Tat nicht schwer. Aber immer sind es die Falschen. Keiner hält dem zweiten Blick stand.“
„Du bist jung, hast noch viel Zeit. Lass dich nicht drängen und prüfe nur weiter diejenigen, zu denen dich dein erster Blick zieht, ob sie auch dem zweiten standhalten. Vielleicht wird eines Tages einer darunter sein, der beide Prüfungen besteht.“
Sie senkte den Kopf. Vielleicht hatte sie auf ein Märchen gehofft, einen Weisen, der ihr eine bessere Antwort nennen konnte, als nur abzuwarten.
„Es gibt noch eine weitere Lösung für dein Problem“, hob der Alte wieder an. „Sie ist so einfach, dass sie selbst deinem klugen Kopf nicht eingefallen ist, und doch so schwer, dass sie all deine Kraft erfordert, wenn sie gelingen soll.“
Augenblicklich fasste sie neuen Mut. Mit allen Sinnen hing sie an des Mannes Lippen. Der beugte sich zu ihr, als habe er ihr ein großes Geheimnis mitzuteilen.
Doch noch bevor er sprach, lehnte er sich zurück und betrachtete wieder die Enten. Dann sagte er, als sei es das Natürlichste auf der Welt: „Es ist der zweite Blick, der dir wichtig ist. Warum suchst du dann mit dem ersten?“
Auch beim 20. Wortbeflügler bleiben die ausgesprochen lockeren Richtlinien zur Teilnahme dieselben.
Es handelt sich diesmal wieder um einen kleinen Prosatext. Eine (so will ich doch hoffen) fiktive Episode aus einem fiktiven Leben. Ohne Bedeutung, falls ihr ihr nicht bedeutende Flügel verleiht.
Los geht’s:
Bedeutungslos
Ich sitze auf meiner Bank am See, betrachte die dummen Gesichter der Enten. Ein Mann kommt, einer, den ich noch nie gesehen habe. Er schaut mich an. Was für kluge Augen, denke ich. Ich wusste gar nicht, dass Augen so klug sein können.
Der Mann setzt sich. Er fragt nicht. Er schweigt. Starrt auf den See.
Vielleicht habe ich mich getäuscht, denke ich. Die Augen betreffend.
Ich falle in sein Schweigen ein. Ich saß zuerst hier.
Schweigen kann ich gut. Er jedoch kann es besser.
Ich beginne ein Gespräch. Schönes Wetter heute, sage ich.
Der Mann steht auf und geht.
Mein erster Schreck verfliegt. Hat sicher nichts zu bedeuten, denke ich.© BennoP
Ich freue mich auf eure Flügel!
Hallo zusammen, hier brüllt wieder euer Lev Leo!
Ich verrate euch heute mal ein Geheimnis: Mir gefällt es zwar hier bei Pfleger Valentin ganz gut, aber manchmal habe ich doch ein bisschen Fernweh!
Heute Morgen war es besonders schlimm. Da habe ich wohl ein bisschen überreagiert, bin sofort in ein Schneckenboot gestiegen und losgefahren.
Das war wirklich etwas voreilig, denn das Ding war alles andere als hochseetauglich! Beinahe wäre ich ertrunken!
Gottseidank ist mir Pfleger Valentin zu Hilfe gekommen und hat mir ein größeres Boot gegeben. Aber was soll ich euch sagen: Egal, von wo aus ich in See gestochen bin, immer wenn ich angelegt habe, befand ich mich in Pfleger Valentins Badezimmer!
Das neue Jahr hat begonnen und somit startet heute auch das Projekt Wortbeflügler.
Ich hoffe, ihr seid alle gut reingerutscht und habt Freude daran, den ersten Text im Jahr 2011 zu beflügeln, der heute ein Gedicht ist, das sich natürlich mit dem Beginn des neuen Jahres befasst.
Alles Wichtige zum Projekt findet ihr auf der Seite Wortbeflügler.
Und hier ist also der erste Wortbeflügler 2011:
Neujahrspause
Ein Jahr beginnt, wenns alte endet,
ob sich dadurch das Leben wendet?Der Winter hält die Landschaft fest,
den Wald, den See kaum atmen lässt.Die Wiesen sind noch schneebedeckt,
die Krone weiß zum Himmel strecktder alte Baummann dort im Garten,
wo Igel auf das Frühjahr warten.Auch in der Stadt erholt sich nun
das Menschenvolk vom Neujahrstun.© Valentiner
Ein kleines Fundstück für Attila und seine Hundemama Paradalis:

Foto: Karl-Heinz Liebisch, Pixelio, http://www.pixelio.de
ruhepolende idyllischkeit
inmittig hektelnder städtischkeit
seenplatte
touristengebadet doch
unvergessbar