Aktuelle Wunschlektüre muss leider mal wieder warten. Ich lese zwar, aber eher aus Recherche- und Inspirationszwecken.
Aktuelle Wunschlektüre muss leider mal wieder warten. Ich lese zwar, aber eher aus Recherche- und Inspirationszwecken.
Als seine Lippen zärtlich ihre Brust umsorgten, wurde sie unsicher. So sehnlich hatte sie sich diesen Moment herbeigewünscht, hatte so lange gewartet. Mit jedem Jahr war die Hoffnung, er würde eines Tages eintreffen, dahingeschmolzen wie ein trügerisch glitzernder Eisberg. Dann war er gekommen, wie eine letzte stumpfe Schneeflocke, die der Wind ihr zutrug, um ihre brennende Leidenschaft zu kühlen. Zunächst war er ihr gar nicht aufgefallen. Sein Werben hatte sie erst spät verstanden. Zu überrascht. Ihre Sehnsucht spielte ihr einen Streich. Das ahnte sie jetzt. Er gab ihr, was sie immer gewollt hatte. Nur nicht von ihm. War es richtig? War es gerecht? Es sich dennoch zu nehmen? In seinen Augen las sie, welches Glück sie ihm damit versprach. Sie lächelte. Spürte eine neue Kraft in sich. Sie konnte entscheiden. Sie hatte die Macht. Sie würde sich endlich nehmen, was sie brauchte. Eine Schneeflocke in ihrer Hand.
Der alte Mann traf sie unglücklich an. Doch die Höflichkeit gebot es, ihm den Platz neben ihr nicht zu verwehren. So saßen sie eine Weile schweigend beieinander auf der Parkbank und blickten auf den See. So still war der alte Mann, dass sie ihn beinahe vergessen hatte.
„Du schaust die Enten nicht.“
Überrascht sah sie ihn an. Er hatte den Kopf nicht gewendet.
„Was meinen Sie damit?“, fragte sie ihn.
„Dein Blick ist nach innen gerichtet wie bei einer, die große Sorgen hat. So aber bist du blind für die Welt.“
„Was geht dich mein Blick an, alter Mann?“ Noch im selben Moment taten ihr die aufbrausenden Worte leid und sie wollte sich entschuldigen, doch der Mann kam ihr zuvor.
„Dich geht er an.“
„Ich bitte um Entschuldigung, aber ich habe ein Problem und weiß nicht, wie ich es lösen kann.“
Nun schaute er sie an und sie glaubte, einen verschmitzten Ausdruck in seinen Augen zu sehen, als er fragte: „Wie kann eine junge Frau von solcher Schönheit ein Problem in Liebesdingen haben?“
Sie starrte ihn an, hatte sie doch von der Liebe kein Wort gesagt. Doch sein Lächeln ließ sie Vertrauen fassen. „Ich lerne viele Männer kennen, das fällt mir in der Tat nicht schwer. Aber immer sind es die Falschen. Keiner hält dem zweiten Blick stand.“
„Du bist jung, hast noch viel Zeit. Lass dich nicht drängen und prüfe nur weiter diejenigen, zu denen dich dein erster Blick zieht, ob sie auch dem zweiten standhalten. Vielleicht wird eines Tages einer darunter sein, der beide Prüfungen besteht.“
Sie senkte den Kopf. Vielleicht hatte sie auf ein Märchen gehofft, einen Weisen, der ihr eine bessere Antwort nennen konnte, als nur abzuwarten.
„Es gibt noch eine weitere Lösung für dein Problem“, hob der Alte wieder an. „Sie ist so einfach, dass sie selbst deinem klugen Kopf nicht eingefallen ist, und doch so schwer, dass sie all deine Kraft erfordert, wenn sie gelingen soll.“
Augenblicklich fasste sie neuen Mut. Mit allen Sinnen hing sie an des Mannes Lippen. Der beugte sich zu ihr, als habe er ihr ein großes Geheimnis mitzuteilen.
Doch noch bevor er sprach, lehnte er sich zurück und betrachtete wieder die Enten. Dann sagte er, als sei es das Natürlichste auf der Welt: „Es ist der zweite Blick, der dir wichtig ist. Warum suchst du dann mit dem ersten?“
Warten wir nicht alle sehnsüchtig auf den Frühling? Ich dachte mir, wir könnten ihm ja schon ein paar Flügel verleihen.
Dafür streue ich die ersten Federn. Wie ihr sie aufheben und vervollkommnen könnt, lässt sich HIER nachlesen.
Los geht’s:
Frühlingssuche
In seinem Gemüt herrschte der Winter. So sah er aus dem Fenster und suchte den Frühling. Er musste lange schauen. Doch dann erblühte ein Lächeln auf seinem Gesicht.
© Valentiner
Ich freue mich auf eure Flügel!
Ja, sie ist vorbei, die lange Wartezeit. Worauf ich gewartet habe, wird an dieser Stelle noch nicht verraten. Jedenfalls hat es mit Erholung und Freude zu tun.
Ob und wie oft ich in den nächsten Tagen bloggen kann, steht allerdings noch in lieblichen Sternen. Wir werden sehen. Bis dahin wünsche ich euch alles Gute!
Alltag und Humor
Autorin. Redakteurin. Kopfmensch mit Herzblut.
Schriftstellerin
korrektur. lektorat. schreiben.
Über Blümchen und mehr
AUSGEZEICHNET MIT DEM DEUTSCHEN FANTASY PREIS
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Ein Blog der Autorin Jutta Reichelt zu (fast) allen Fragen des Schreibens
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