Der Winter machte Valentina nichts aus. Sie liebte es, wenn sie in Decken gehüllt am Kaminfeuer der Kälte trotzen konnte. Und sie liebte es, durch die weißen Landschaften zu streifen, den glitzernden Schnee unter ihren Stiefeln knirschen zu hören und mit den Rehen, Eichhörnchen und Vögeln zu flüstern.
Doch als sie eines Morgens erwachte, stellte sie die schönste Zeit im Jahr auf eine harte Probe, fand sie sich doch in ihrem kleinen Häuschen im Wald von Kämmnix von der Außenwelt abgeschnitten. Der Winter hatte sieben Berge aus Schnee und Eis vor ihrer Türe abgeladen, als wolle er sie endlich auch mit seiner grausamen Seite vertraut machen.
Was sie auch versuchte, so sehr sie sich gegen ihre Tür oder die Fenster stemmte, es gelang ihr nicht, sich zu befreien. So stellte sie sich schließlich auf eine lange Fastenzeit ein, gab es doch keine Anzeichen, dass es bald tauen wolle.
Eines Tages dann, Valentina hatte schon jede Hoffnung aufgegeben, klopfte es an ihrer Tür. Erst dachte sie, sie müsse sich verhört haben, doch wieder erklang das Klopfen. Vorsichtig ging sie zur Tür und fragte, wer da sei.
„Öffnet mir, denn endlich habe ich Euch gefunden.“
Die Stimme klang angenehm und nahm Valentina jeder Furcht. So öffnete sie und vor ihr stand ein junger Mann in vornehmen Kleidern. „Wer seid Ihr?“, fragte sie.
„Prinz Valentiner ist mein Name. Endlich bin ich bei Euch!“
„Was führte Euch zu mir?“
„Ich folgte meinem Herzen.“
„Aber die Schneeberge, wie habt Ihr sie durchdrungen?“
„Von Weitem schon sah ich dies glitzernde Gebirge. Einzigartig in der Welt lockte es mich an. Als ich auf der Spitze des höchsten Berges stand, klopfte mein Herz so stark, dass ich wusste, hier müsse die Liebe meines Lebens auf mich warten, meine Valentina.“
„Tatsächlich ist dies mein Name. Doch wie konntet Ihr den Berg besiegen?“
„Ich nahm mein Herz in die Hände. Es schlug wild und war so hitzig, dass es Schnee und Eis zum schmelzen brachte.“
Da wusste Valentina, der Winter hatte kein grausames Spiel mit ihr gespielt.