Der Eroberer

Als sie ihn stehen ließ, wurde ihm schlagartig klar: Keine Frau bisher hatte in ihm ein stärkeres Verlangen ausgelöst, sie zu erobern. Diese jedoch würde sich nicht erobern lassen. Bestenfalls könnte er ihre Aufmerksamkeit erringen. Das allein versprach weit schwerer zu werden, als jede seiner Eroberungen zuvor. Er müsste ganz er selbst sein.

 

Die Schneeflocke

Als seine Lippen zärtlich ihre Brust umsorgten, wurde sie unsicher. So sehnlich hatte sie sich diesen Moment herbeigewünscht, hatte so lange gewartet. Mit jedem Jahr war die Hoffnung, er würde eines Tages eintreffen, dahingeschmolzen wie ein trügerisch glitzernder Eisberg. Dann war er gekommen, wie eine letzte stumpfe Schneeflocke, die der Wind ihr zutrug, um ihre brennende Leidenschaft zu kühlen. Zunächst war er ihr gar nicht aufgefallen. Sein Werben hatte sie erst spät verstanden. Zu überrascht. Ihre Sehnsucht spielte ihr einen Streich. Das ahnte sie jetzt. Er gab ihr, was sie immer gewollt hatte. Nur nicht von ihm. War es richtig? War es gerecht? Es sich dennoch zu nehmen? In seinen Augen las sie, welches Glück sie ihm damit versprach. Sie lächelte. Spürte eine neue Kraft in sich. Sie konnte entscheiden. Sie hatte die Macht. Sie würde sich endlich nehmen, was sie brauchte. Eine Schneeflocke in ihrer Hand.

 

Reich

Könnte ich einen Schatz an Worten mein eigen nennen, der deiner Schönheit gerecht würde, ich schriebe ein Buch, dem sich niemand entziehen könnte.

Der Wohnwagen – Was glaubt ihr?

Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen:

Es war einmal ein Mann, nennen wir ihn Herrn Mann, der lebte mit seiner Frau zusammen in einem schönen kleinen Haus nahe der Stadt. Neben seiner Frau hatte Herr Mann eine zweite große Leidenschaft: Er bastelte und werkelte mit großer Freude in Haus und Garten. Eine Leidenschaft, die seine Frau anfangs mit viel Gefallen betrachtete, blieb doch nichts im Haus unrepariert und vieles wurde in Zweckdienlichkeit und Ansehen noch verbessert oder hinzugefügt.

Doch im Laufe der Jahre entwickelte sich diese zweite Leidenschaft des Herrn Mann dergestalt, dass sie immer mehr Raum in seinem Leben einnahm und seine Frau sich immer mehr zurückgesetzt fühlte. Wenn ihr Gatte beinahe täglich viele Stunden im nächstgelegenen Baumarkt zubrachte, wo er durch die Regalreihen schlurfte, um immer neue Gerätschaften anzuschaffen, die er für seine Heimwerkerei zu brauchen glaubte, ja nicht selten erst durch diese Gerätschaften auf die Ideen kam, was im, am und um das Haus herum noch alles zu tun sei, dann sprach sie Nachbarn, Freunden und der Familie gegenüber gar immer häufiger von einer Sucht.

Auch mit ihrem Mann sprach Frau Mann darüber und nicht selten ging es alles andere als ruhig zu. Doch der schüttelte nur den Kopf, wollte es nicht wahrhaben und suchte sich Ablenkung, indem er die neu erworbene Klingel anbaute, den neuen Laubsauger ausprobierte oder ein neues Regal im Geräteschuppen aufbaute.

Wie ihr euch denken könnt, ging das nicht lange gut. Eines Tages eröffnete Frau Mann ihrem Mann, dass sie sich von ihm trennen wolle. Herr Mann war nun alles andere als ein Kämpfertyp, doch konnte er sich mit dieser Drohung lange nicht abfinden, wich ihr aus und errichtete im Garten eine Hundehütte, als könne es noch eine Zukunft geben, in der sich die Manns einen Bewohner für dieses kleine Gebäude anschafften.

Schließlich aber musste er den Tatsachen ins Auge sehen, gab sich bescheiden und verlangte nichts weiter als den kleinen Wohnwagen und für einen Tag das Auto, um ihn zu positionieren. Frau Mann gewährte ihm diese Bitte und so nahm der bald darauf Geschiedene nur das Notwendigste in seinen alten Wohnwagen und platzierte diesen auf dem Gelände direkt hinter seinem Baumarkt.

Dort wohnte er nun und wäre sicherlich für lange Zeit glücklich gewesen, denn er konnte nun mit reinem Gewissen täglich durch den Baumarkt schlendern. Ja, in den ersten Tagen kam er gar nur zum Schlafen in seinen Wohnwagen zurück, während er tagsüber in aller Ruhe die Regalreihen abging und in seinem eigens dafür angelegten rot-schwarzen Notizbuch Listen anfertigte, was er wozu gebrauchen könne und in welcher Reihenfolge er die Arbeiten erledigen und die entsprechenden Einkäufe tätigen wollte.

Doch leider endet diese Geschichte traurig, denn mit der Zeit reifte in Herrn Mann die Erkenntnis, dass es an seinem kleinen, alten Wohnwagen nur wenig zu reparieren und kaum etwas zu verbessern gab. So wurde aus seiner Leidenschaft bald ein schlichtes Ritual, für das er keine Freude mehr empfand. Sein Schlendern wurde zu einem Schleichen und selbst die Angestellten im Baumarkt litten mit ihm. Und eines Tages sahen sie ihn gar nicht mehr. Eine Weile stand der Wohnwagen noch hinter dem Baumarkt und einer der Lagerarbeiter, der aus Neugier einmal durch das hintere Fenster lugte, sah Herrn Mann dort still und in Gedanken versunken mit einem Schraubenzieher in der Hand an dem kleinen Tisch sitzen. Dann war auch der Wohnwagen verschwunden und keiner aus der Gegend hat je wieder von Herrn Mann gehört.

Natürlich habe ich mir diese kleine Geschichte nur ausgedacht, als ich wegen einer Baustelle vom üblichen Weg zum Einkaufen abweichen musste und hinter dem Baumarkt diesen Wohnwagen entdeckte. Ich konnte mir nicht erklären, was der dort sollte, und so dachte ich mir diese Geschichte aus.

Noch während ich den Wohnwagen fotografierte, erfuhr ich den wahren Grund für seine Anwesenheit. Doch den möchte ich euch erst am Ende der Woche in einem Kommentar mitteilen, denn vielleicht wollt ihr vorher noch ein bisschen eure Fantasie spielen lassen und kleine Geschichten, Gedichte oder einfach Erklärungen posten, was es mit diesem seltsamen Wohnwagen auf sich haben könnte.

Ich bin gespannt!